Auf der Suche nach den berühmten Jura-Narzissen

Seit Jahren wollte ich die gelben Narzissen (auch Osterglocken genannt) im Jura fotografieren. Leider kam immer etwas Wichtigeres dazwischen und das Vorhaben wurde verschoben. Meine Frau hat mich kürzlich daran erinnert, dass wir vor vielen Jahren auf einer Frühlings-Wanderung auf der Vue des Alpes über ganze Felder dieser gelben Narzissen gewandert sind. Gestern hat es dann endlich geklappt und ich bin sehr früh am Morgen (04:05h ) Richtung Neuenburg losgefahren. Die Strecke auf den Vue des Alpes ist mir von meiner Motorrad-Zeit gut bekannt und das war auch ein Glück, weil in Neuenburg die Autobahnausfahrt und die nachfolgenden -auffahrten gesperrt waren. Ich musste also ein gutes Stück auf der vertrauten alten Normalroute fahren, ohne viel Zeit zu verlieren. Ab der Passhöhe bis nach Tête de Ran war die Strasse dann schneebedeckt und die Temperatur sackte auf minus 6 Grad ab. Dazu wehte eine stürmische Bise, nicht ideale Voraussetzungen für eine morgendliche Fotosession. Ich hatte schon erwartet, dass die Bedingungen nicht optimal sein würden und ich bestenfalls Narzissen im Schnee ablichten konnte, aber es war doch schlimmer als erwartet.

Von Tête de Ran Richtung Vue des Alpes gesehen sind die mir bekannten Narzissenfelder auf der linken Seite, welche um diese Zeit (05:15h) noch im Dunkeln lagen. Die für diesen Standort für die Fotografie interessantesten Zeiten sind die „Blaue Stunde“ von 5:47h bis 06:12h und die „Goldene Stunde“ von 06:32h bis 07:12h. Der Sonnenaufgang ist 06:32h vorgesehen. Auf der rechten Seite d.h. gegen das Mittelland zeichnete sich bereits ein interessanter Himmel ab und ich folgte deshalb dem Wanderweg über den Grat in Richtung Vue des Alpes in der Hoffnung auf eine spezielle Morgenszene. Leider ist die Aussicht auf das Mittelland und die Alpen fast immer durch Ferienhäuschen mit privaten Grundstücken oder Wald versperrt. Die nachfolgende HDR-Aufnahme zeigt diese Morgen-Stimmung während der blauen Stunde. Weil es noch ziemlich dunkel war, habe ich nicht gesehen, dass auch hier viele Narzissen wachsen und vermutlich leider ein paar von ihnen zertrampelt. Der stürmische Wind hat mir allerdings mehrere Aufnahmen verwackelt, trotz stabilem Stativ.

Aussicht aufs Mittelland und Alpen, viele Narzissen auf der Wiese

 

Da der verschneite Gratweg ausser einer frischen Wildspur keine Aussichten bot, bog ich auf  Höhe des Skilifts bei Trémont nach links ab und traversierte auf den Hügel zwischen Derrière Tête de Ran und Vue des Alpes. Alle weiteren Aufnahme stammen von diesem Ort. Wie erwartet gibt es hier die gesuchten Blumen, allerdings begraben im Schnee und mit traurig hängenden Köpfen. Da der Waldkamm auf der gegenüber liegenden Seite die freie Sicht aufs Mittelland versperrt, musste ich mehr als eine Stunde warten bis sich die Sonne endlich zeigte. Direktes Fotografieren in die Sonne als Gestaltungsmittel setze ich sparsam ein, hier passen die Strahlen aber gut ins Bild. Vielleicht auch weil es so verdammt windig und kalt war und ich soooo lange auf die Sonne warten musste!

Frühmorgens und kalt, noch mehr als eine Stunde bis zum Sonnenaufgang

 

Endlich geht die Sonne auf, Narzissen im Vordergrund

 

Jetzt sind auch die Blumen an der Sonne

 

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz habe ich noch einen schönen Fuchs im Feld getroffen. Wir beide waren als Einzige zu Fuss unterwegs.

Trotz allem finde ich der Aufwand für den Ausflug hat sich gelohnt, Aufnahmen mit Narzissen im Schnee haben ihren speziellen Reiz. Ich werde aber an einem wärmeren Tag wiederkommen wenn die Blumen ihre Köpfe erhoben tragen und in dieser Gegend vielleicht das nächste Mal die Abendstunden bevorzugen. In den Nachrichten habe ich am gleichen Tag gelesen, dass zu dieser Jahreszeit seit 20 Jahren nicht mehr so tiefe Temperaturen herrschten.

Hinweis: Eine Google-Suche mit „osterglocken jura“ ergibt übrigens viele brauchbare Hinweis zu möglichen Standorten von Narzissen.

 

Hoffentlich erholen sich die Narzissen wieder

 

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