Creux du Van – immer eine Reise wert

Kürzlich war ich für den Sonnenaufgang auf der Creux du Van, das erste Mal zu so früher Stunde. Als ich in „Le Soliat“ aus dem Auto stieg, sah ich bereits das Licht einer Taschenlampe vorne am Rande des Abbruchs. Ich war also heute nicht der erste, jemand hantierte bereits mit Stativ und Fotoapparat und suchte offenbar die richtigen Einstellungen in der Dunkelheit. Wäre ich zum ersten Mal an diesem Ort, hätte ich Schwierigkeiten gehabt mich zu orientieren, das heisst den richtigen Platz für eine gute Aufnahme der imposanten Felswand bei Sonnenaufgang zu finden. Glücklicherweise hatte der andere Fotograf einen Standort Richtung Neuenburgersee gewählt und ich hatte die Chance, meine Bildidee wie geplant umzusetzen.

 


Blick ins Val de Travers vor Sonnenaufgang, Nebel liegt noch über der Landschaft

 

 

Als ich „meinen“ Standort erreichte, kam jedoch die Ernüchterung: jemand war mit seinem Handy am telefonieren, morgens um 06:00 Uhr! Weitere Personen hielten sich in der Umgebung auf und ein verliebtes Pärchen sass direkt vor den markanten Bäumchen, die ich für den Vordergrund des Sonnenaufgangs vorgesehen hatte. Ich fühlte mich wie am Bahnhof Bern in der Rush Hour. Dann sah ich mehrere Zelte auf der anderen Seite der Begrenzungsmauer und verstand den Volksauflauf: es war noch Ferienzeit und viele hatten wieder einmal die gleiche Idee.

Ich baute mein Stativ auf und machte die ersten Aufnahmen. Der Telefonierer mit GoPro-Kamera hatte die Organisation des Tages mit seinen entfernten Kumpels abgeschlossen und den Platz rechtzeitig freigegeben. Auch das Pärchen hatte zum Glück den Ort gewechselt.

 

Sonnenaufgang, im Hintergrund Bielersee mit Petersinsel

 

 

Technisches zur Panorama-Aufnahme

Für das Panorama der hufeisenförmigen Felsarena kam ein Canon TS-E 24mm Objektiv zum Einsatz, das heisst 3 Aufnahmen: 1x Mitte plus je 1x rechts und links jeweils 10mm horizontal ge-shiftet. Die Vorteile gegenüber einem Normal- oder Weitwinkel:
– Vollständig verzerrungsfreie Aufnahmen, ideal für ein problemloses Zusammenfügen in Lightroom oder Photoshop
– Pixelgewinn: Das Grundformat des Bildes unvergrössert ist bereits 42×100 cm (300 ppi) resp. 60 MB, ideal zum vergrösserten drucken

Zusätzlich wurde ein Lee 0.9 Soft Grad ND-Filter (3 Stufen) zum Abdunkeln des Himmels verwendet. Da ein stürmischer Wind ging, erhöhte ich die ISO-Zahl sicherheitshalber auf ISO 400 um die Belichtungszeit zu verkürzen. Es gelang mir, mehrere Aufnahmeserien mit unterschiedlichen Kompositionen zu machen, bevor sich weitere Personen ins Bild drängten. Wie immer im Leben braucht es also Glück, auch beim Fotografieren!

 

Panorama der Felsarena

 

 

Creux du Van als Wandergebiet

Wie der Jura insgesamt, eignet sich das Naturschutzgebiet des Creux du Van auch sehr gut für Wanderungen. Die bekannteste davon ist die Rundwanderung vom Bahnhof Noiraigue aus. Diese führt in 14 Kehren („Sentier des 14 Contours“) auf „Le Soliat“ und auf der anderen Seite der Felswand via „Fontaine Froide“ und „La Ferme Robert“ wieder zum Ausgangspunkt Noiraigue zurück. Mit etwas Glück kann man dabei auch Steinböcke oder Gämsen beobachten. Trotz mehreren Touren hatten wir diese Gelegenheit leider noch nie.

 

Wegweiser bei «Le Soliat»

 

 

«Le Soliat» 

„Le Soliat“ bietet sich für eine kurze Pause oder ein Mittagessen geradezu an und bietet auch Übernachtungsmöglichkeiten, neuerdings sogar in mongolischen Jurten.

 

 

 

Mehr als 150 Meter ist der Abbruch tief und insgesamt mehrere Kilometer lang

 

 

Für Schwindelfreie gibt es auch ein Wegstück entlang des Abgrundes

 

 

Als Erinnerung ein „Gipfelfoto“

 

 

Knorrige Bäume wachsen an der Felskante

 

 

und es gibt sogar ein kleines Wäldchen

 

 

Jura-typische Natursteinmauern begrenzen das Weidegebiet und schützen die Kühe vor fatalen Fehltritten

 

 

Fazit: Der Creux du Van ist immer eine Reise wert und das wissen inzwischen Viele. Entsprechend überlaufen ist das Gebiet während der Ferienzeit. Wer den grössten Rummel vermeiden will, wählt seinen Besuch am Besten ausserhalb der klassischen Ferienwochen. Dann stehen die Chancen deutlich besser, ungestört Fotos oder Wildbeobachtungen machen zu können.

 

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